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Sieht schön aus und tut gut – Ein Kräutergarten auf Balkonien

Sieht schön aus und tut gut – Ein Kräutergarten auf Balkonien

Wenn ich an unserer Wohnung neben dem vielen Licht und den netten Nachbarn etwas besonders liebe, dann ist es der Balkon. Ein Balkon ist eine Oase im Alltag, ein Ort zum Wohlfühlen, entspannen und, wenn man es clever anstellt, auch zum Naschen.

Auch auf dem kleinsten Balkon lassen sich Küchenkräuter, bei sonniger Lage sogar auch Tomaten und Chilis ziehen. Dafür braucht es keinen grünen Daumen, denn die meisten Kräuter sind genügsam und einfach zu pflegen. Die Aromen der Kräuter lassen sich nicht nur während der Balkon-Saison, sondern – in Öl eingelegt oder als getrocknetes Sträußchen – auch in die kalte Jahreszeit hinüberretten.

Auf meinem Balkon gibt es seit vielen Jahren Kräuter und Tomaten als schmackhafte Mitbewohner, die als Gewürz oder Gemüse den Speiseplan bereichern oder direkt vernascht werden. Damit auch dein Balkon zu einem Naschbalkon werden kann, plaudere ich heute ein wenig aus dem Balkonkästchen…

Keine Tomate-Mozzarella ohne das Königskraut!

Eine meiner Lieblings-Balkonpflanzen ist Basilikum. Beim Kauf solltest du auf robuste, kleinwüchsige Sorten achten. Falls ein helles, warmes Winterquartier vorhanden ist, kannst du auch mehrjährige Sorten wie African Blue ausprobieren. Ich muss gestehen, dass ich noch nie einen Basilikum über den Winter bringen konnte, aber das hält mich nicht davon ab, Jahr für Jahr das mediterrane Kräutlein auf meinen Balkon zu holen. Den Rest des Jahres habe ich mit dem Allgäuer Tulsi, einer gut an unser Klima angepassten Variante des berühmten indischen Holy Basil gute Erfahrung gemacht.

Auch der Klassiker Genoveser Basilikum und Thai-Basilikum gedeihen an sonnigem Balkon-Standort prächtig und sind der reinste Bienen- und Hummelmagnet. Es ist Jahr für Jahr eine Freude, den pelzigen Honigsammlern bei der Arbeit zuzuschauen! Ich lasse immer einen Teil der Blüten für die Bienen stehen und verwende den Rest als besonderes Geschmackshighlight in Marinaden, Desserts, an Suppen und Salaten. Beim Basilikum erntet man nicht die Blätter ab, sondern schneidet den Stängel ein Stück runter. Dort zeigen sich alsbald neue Triebe und die Pflanze wird immer üppiger.

Gesunde Erfrischung im ganzen Jahr!

Auch Minze ist ein Muss auf meinem Balkon. Ich verwende sie gern zum Kochen bzw. für Desserts, Marmeladen und Limonade. Der eine oder andere Tee fällt auch noch ab. Beim ersten Frost zieht sich die Minze zurück und treibt im Frühjahr wieder aus. Zuvor kannst du dir noch einen Strauß frischer Minze zum Trocken kopfüber aufhängen. So bringt sie auch im Winter Freude und Geschmack ins Haus. Minze braucht einen großen Topf, ist ansonsten aber absolut pflegeleicht.

Rosmarin
Minze
Salbei
Olivenkraut

Rosmarin ist ein Macho!

Er gibt sich kräftig und unverwüstlich, hält sogar ein paar Frostgrade aus. Er stört sich auch nicht daran, wenn für Tomatensoßen und andere Gerichte an ihm rumgeschnippelt wird. Sobald er jedoch ins Winterquartier umzieht, wird er zur Memme und verliert Spannkraft und Blätter. Es ist mir leider noch nie gelungen, Rosmarin zu überwintern. Weder warm noch kühl und immer hell und ausreichend begossen.

Noch so ein Sensibelchen…

…dennoch Stammgast auf meinem Balkon, ist Salbei. Auch Salbei ist trotz Winterschutzes (Topf eingewickelt und Gaze über‘m Haupt) schwer durch den Winter zu bringen. Vor allem empfindlich reagiert Salbei frisch eingetopft, wenn man ihm zu früh ans Leder will. Dann geht er beleidigt sofort ein. Lasst eurem Salbei also gut Zeit zur Eingewöhnung, bevor ihr den ansonsten gut auf Balkonien gedeihenden Südeuropäer erntet.

Salbei eignet sich für Tee und wegen der entzündungshemmenden Wirkung auch zum Gurgeln bei Hals-, Mandel- und Zahnfleischentzündungen. Ich verwende ihn am liebsten als Gewürz. Übrigens mag Salbei gern Gesellschaft im Kübel, ist aber wählerisch.

Bei mir bilden Salbei und Französischer Estragon seit Jahren ein gutes Team. Beim Kauf von Estragon bitte darauf achten, dass du nicht den Russischen erwischst, denn nur der Französische Estragon hat den würzigen Anis-artigen Geschmack, der Speisen das gewisse Etwas gibt. Die Pflanze überwintert unterirdisch und treibt im zeitigen Frühjahr üppig aus. Die Estragontriebe werden im Kübel bis zu 40 cm hoch. Zum Kochen schneidest du einfach ein Ende eines Triebes ab und verwendest die länglichen Blättchen.

Ein wildes Kuttelkraut…

Total überrascht hat mich Thymian. Thymian spielte bisher auf meinem Balkon in der Mittel-Liga. Pflegeleicht, aber spillrig und trotz Schutzes gern im Winter abgängig. Dann kam der milde Winter 2017/18. In jenem Jahr hatte ich den Thymian nicht wie üblich im Topf, sondern im Balkonkasten angesiedelt. Im Frühjahr quoll mir unter dem Winterschutz ein auf doppelten Umfang angewachsener, üppig grüner Teppich entgegen. Jetzt residiert die Pflanze, die offensichtlich mehr Raum braucht, in einer Zinkwanne und hat auch den letzten Winter, mit Gaze abgedeckt, gut im Freien überstanden.

Liebstoeckel Veilchen
Thymian
Queller Lavendel
Salat Leimkraut

Eine gute Gesellschaft…

Liebstöckel – wenn er einmal wächst, ist auf ihn Verlass. Jahr für Jahr stupsen im zeitigen Frühjahr die dunkelgrünen Triebe aus dem Kübel. Um das heimische Würzkraut, was hervorragend an Suppen, aber auch zu Fisch und Omelette passt, auf dem Balkon anzusiedeln, empfiehlt es sich, einen ausgewachsenen Gartenliebstöckel an der massiven Wurzel zu teilen und in einen großen Kübel zu verpflanzen. Per Aussaat will das Ansiedeln auf dem Balkon nicht so recht klappen.

Ein weiteres beliebtes Würzkraut, das sich im Kübel super macht, aber schwierig auszusäen ist, ist Petersilie. Das einjährige Vitamin- und Mineralstoffreiche Küchenkraut funktioniert sogar in der Supermarktvariante, wenn es als Pflanze in Erde gesetzt wird und ausreichend Platz und genügend Wasser zum Zulegen bekommt. Petersilie verträgt keine Staunässe. Petersilie und Liebstöckel vertragen sich gut und können problemlos nebeneinander gepflanzt werden.

Apropos Wasser…

Anfangs hatte ich den Fehler gemacht, den mediterranen Kräutern nur wenig Wasser angedeihen zu lassen, da sie ja aus heißem, trockenerem Klima stammen. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass vor allem Minze, Basilikum und Lavendel – zumindest an sonnigem Standort – deutlich üppiger wachsen, wenn sie regelmäßig gegossen werden. Auch bei Salbei sollte der Boden nicht austrocknen, aber zu häufiges Gießen kann zu Wurzelfäule führen.

Der Duft der Reinheit und Schönheit!

Nicht nur schön aussehen kann Lavendel. Das aparte Gewächs, dessen Anblick unweigerlich an provenzalische Postkartenidylle in lila erinnert, enthält ätherische Öle und beduftet Balkoninsassen und süße bis herzhafte Gerichte gleichermaßen. Auch wirkt sich Lavendel beruhigend und hilfreich bei Schlafstörungen sowie bei Bluthochdruck aus. Die hübschen Blüten stehen bei Nektar suchenden Bienen hoch im Kurs.

Für die Verwendung in der Küche ist der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) geeignet. Behutsam dosiert, mit blumigem Geschmack ist Lavendel das entscheidende i-Tüpfelchen in Tomatensoßen, Eierspeisen, Pralinen, Desserts und Kuchen (z.B. Esskastanientorte mit Lavendel). Probier‘ auch mal Rhabarbermarmelade mit Lavendel. Ein echter Knaller auf dem Butterbrötchen!

Renaissance eines fast vergessenen Blattsalats

Hirschhornwegerich ist ein Verwandter unseres Spitz- und Breitwegerichs. Genau wie die heimischen Wildpflanzen verfügt der Kultivar über die der Wegerichfamilie eigenen Gesundheitsvorteile, ist aber weniger bitter im Geschmack. Wegerich enthält hochwirksame Schleimstoffe, die Schnupfen und Bronchitis lindern, sowie bei Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut hilfreich sein können.1 Das hübsche Kraut wächst die gesamte Saison über kräftig vor sich hin und bereichert grüne Salate oder wird direkt ab Pflanze geknabbert.

Was für ein Aroma!

Olivenkraut habe ich seit zwei Jahren auf dem Balkon. Dieses nach Oliven schmeckende und attraktiv gelb blühende Kraut ist winterhart und kann dir selbst in der dunklen Jahreszeit würzige Aromen für die Pizza oder für Fleischgerichte und Eierspeisen liefern. Außerdem wirkt es angenehm bei Blähungen und Magen-Darm-Beschwerden.²

Kraeuter Auf Dem Balkon
Blattsalate
Meerfenchel
Tomatenpflanzen

Winner oder Loser?

Im Laufe der Jahre experimentierte ich mal mit dem einen und mal mit dem anderen Kraut. Mehr oder weniger erfolgreich waren Currykraut (unverwüstlich), Zitronenverbene (anspruchsvolle Diva), Melisse (benötigt viel Platz), chinesischen Koriander (wuchert und schmeckt wie das Original; zweijährig), Kerbel (wiederhole ich dieses Jahr), Zitronengras, Parakresse (Läusemagnet), Meerfenchel, Queller (salziger Knabberspaß), Austernpflanze (für vegetarische Austern-Liebhaber) und Kaffir-Limette (aromatische Blätter; verträgt keine Kälte). Auch Gemüse wie Mangold, Palmkohl und Cime de Rapa hatte ich schon auf dem Balkon.

Neuzugänge in diesem Jahr sind Shiso, ein in der asiatischen Küche gern genutztes Küchenkraut und Herzgespann, ein Heilkraut, das wie der Name schon sagt, dem Herzen wohltut. Auch Löwenzahn habe ich in der Wildkräuter-Kiste nebst wildem Schnittlauch, Gundermann und Vogelmiere angesiedelt. Laut Heilpflanzen-Buch regt Löwenzahn (vor allem die Wurzel) Leber und Niere an, wirkt positiv auf das Bindegewebe und bessert das Allgemeinbefinden geschwächter Menschen. Außerdem lassen sich Blätter, Blütenknospen und Blüten kulinarisch vielfältig einsetzen, wie beispielsweise in diesem Omelett nach französischem Rezept.

Summ summ summ…

Wenn auch du deinen Balkon nicht nur mit klassischen Küchen- oder Heilkräutern bestücken möchtest oder wenig Zeit zum Gießen hast, kannst du auch Wildkräuter und Wildblumen aussäen oder diese beim Staudengärtner beziehen. Zum Beispiel hier: https://naturkraeutergarten.de/ .

Wildkräuter und Wildblumen haben den Vorteil, dass sie klimatisch angepasst und demzufolge selbst in trockenen Sommern anspruchslos sind, aber vor allem bieten viele Wildpflanzen Honigbienen, Wildbienen und anderen Insekten Nahrung.

Damit das Balkongärtnern auf Anhieb klappt, noch ein paar praktische Hinweise:

Kaufe bitte nur gut durchwurzelte, gesund aussehende Pflanzen – am Besten in einer Staudengärtnerei. Ich achte bei Saatgut und Jungpflanzen auf Bio-Qualität (schließlich will man später davon naschen) und auf samenfeste Sorten (keine Hybride). Samenfeste Sorten sind reproduzierbar, das heißt, man kann aus ihnen wieder Saatgut gewinnen und nutzen. Ein wichtiger Kreislauf, den es zu erhalten gilt und den die Saatgut- Monopolisten zu gern durchbrechen wollen.

Ein kurzes Wort noch zur Erde…

Ich verwende für alle meine Nutzpflanzen Tomatenerde. Magere Kräutererde nutze ich nur für die Anzucht von Saatgut. Welche Erde du verwendest ist letztendlich wurscht. Chemie- und Torf-frei sollte sie aber sein. Torf-freie Erden gibt es mittlerweile fast überall, was dazu beiträgt, Moorlandschaften vor Zerstörung zu schützen. Der BUND hat zu diesem Zweck extra einen Einkaufsführer heraus gebracht (PDF)

Die Pflanzsaison für Blumen und Balkon-Kräuter steht nun unmittelbar bevor. Das passende Rüstzeug hast du nun und vielleicht auch schon Ideen, welches Kräutlein du dir auf den Balkon holen magst.

Möge der Grüne Daumen mit dir sein! ….

Eure Kräuterfee Peggy

kraeuterfee peggy

Quellen:
1 Die ganze Welt der Kräuter (Readers Digest)
2 kraeuter-buch.de

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